Geschichten aus Bekatopia
(Nacherzählung der Geschichten, wie sie in der virtuellen Welt geschehen sind)
Die Idee eines Jugendrates
Die ersten Strahlen der Morgensonne kitzeln sanft durch das Fenster, während ein leichter Wind die Blätter in Bewegung setzt. Vogelgezwitscher schwebt in der Luft, melodisch und friedvoll, als würde die Natur selbst ein Morgenlied anstimmen. Das sanfte Rauschen von Wellen, die an den Strand rollen, rundet die Szene ab. Alles wirkt so perfekt, wie ein kleines Paradies.
Beka kuschelt sich in ihre Decke. Das rhythmische Zwitschern der Vögel und das beruhigende Meeresrauschen scheinen sie sanft in einen noch tieferen Schlaf zu wiegen. Ein leises Seufzen entweicht ihr, als sie sich umdreht und die Decke fester um sich zieht. Doch dann – ein lautes Trompeten durchbricht die Idylle. Es klingt nah, viel zu nah, als ob ein Elefant plötzlich ganz in der Nähe steht. Beka grummelt, ihre Augen noch geschlossen, und murmelt: „Evai, echt jetzt?“ Keine Antwort. Doch statt sich zu beruhigen, wird es noch seltsamer: Ein rasselndes, bedrohliches Zischen, gefolgt von einem schrillen Klappern, lässt sie widerwillig ein Auge öffnen. „Kommt als nächstes ein Eisbär durch die Tür, oder was?“ fragt sie halb verschlafen, halb amüsiert.
Evai, ihre persönliche Assistenz-KI, reagiert prompt, ihre Stimme durchdrungen von einem schelmischen Unterton. „Das könnte ich einrichten, wenn du möchtest. Oder wäre Dir ein T-Rex lieber? Es würde dich sicherlich schneller wach machen.“ Beka schüttelt den Kopf, jetzt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Schon gut, Evai. Aber für den Fall, dass ich je einen echten Elefanten im Zimmer habe, kannst du das mit den natürlichen Weckrufen wieder vergessen.“ Evai gibt ein simuliertes Kichern von sich. „Wie du wünschst, Beka. Bist Du wach genug um zur Kaffeemaschine zu gehen? Dein Kaffee steht bereit.“
„Kaffee?“ fragt Beka und richtet sich langsam auf. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Mit einem verschmitzten Lächeln – und einem letzten Trompeten des Elefanten – macht sich Beka auf den Weg zur Küche und etwas später macht sie sich bereit für die Arbeit.
Auf dem Weg zum ZAS genießt sie die frische Luft und die pulsierende Energie von Bekatopia. Als Beka das Gebäude erreichst, merkt sie, dass es hier geschäftig zugeht. Einige Bewohner gehen ein und aus. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre und das ZAS wird langsam zu einem zentralen Ort der Gemeinschaft. Horst Adler steht am Empfangsbereich, wo er mit einer älteren Dame spricht. Er zeigt ihr gerade, wie sie telefonisch Beiträge für das Forum einreichen kann. Als er Beka sieht, nickt er ihr zu. Beka wartet, bis das Gespräch beendet ist und geht dann auf Hr. Adler zu. „Beka! Schön, Dich zu sehen. Es läuft alles gut, würde ich sagen. Die analogen Wege werden gut angenommen, und ich habe sogar ein paar Skeptiker dazu gebracht, das Forum über die Assistenten auszuprobieren.“ - "Guten Morgen, Horst!" antwortet Beka fröhlich. "Das klingt ja super. Ich schaue eben bei Leo und Mila vorbei, komme aber gleich wieder zu Dir. Denn ich habe ein paar Ideen, die ich mit Dir besprechen möchte." Horst nickt zustimmmend. "Dann bis gleich, ich freue mich darauf."
Sie geht nach oben und findet Mila in der Lounge-Ecke. Mit einem Tablet in der Hand moderiert sie offenbar einige Beiträge aus dem Forum. Sie schaut auf und lächelt. „Oh, hallo Beka! Ich glaube, ich habe mich inzwischen ganz gut eingelebt. Es gibt natürlich immer mal ein paar hitzige Diskussionen, aber bisher war alles lösbar. Die neuen Strukturen im Forum kommen gut an – danke nochmal für die Unterstützung!“ Beka lächelt: "Ich habe Dir zu danken, Mila. Das Forum sehe ich mir später an. Doch ich bin mir sicher, dass es gut sein wird."
Leo ist in einem kleinen Büro und arbeitet konzentriert an einem Monitor. „Hey Beka! Die Demo-Seite läuft schon, und ich habe ein paar echt coole Ideen von den Bewohnern integriert. Ich werde dir bald alles zeigen. Ach ja, und die Barrierefreiheit – die haben wir voll auf dem Schirm!“ Beka antwortet erfreut: "Super, Leo. Sag bescheid, wenn Du soweit bist. Ich werde den ganzen Vormittag hier sein und bin schon gespannt, was Ihr auf die Beine gestellt habt." Sie geht zurück in den Eingangsbereich und wendet sich an Horst: ""Wollen wir mal überlegen, wie wir diesen Bereich am besten strukturieren können?" fragt sie und zeigt auf eine Sitzecke, wo sie sich in Ruhe unterhalten können."
Horst nickt freundlich und stellt sein Tablet beiseite. „Sehr gerne, Beka. Es gibt hier einiges, das wir optimieren könnten.“ Gemeinsam gehen sie zu der kleinen Sitzecke, die etwas abseits des Hauptbereichs liegt. Beka setzt sich entspannt und blickt sich um, während Horst sich gegenüber niederlässt. „Der Empfangsbereich ist das Erste, was die Leute von Bekatopia sehen, wenn sie das ZAS betreten,“ beginnt Beka. „Ich möchte, dass er einladend wirkt, aber auch funktional ist. Was denkst du, Horst?“
Horst lehnt sich leicht vor. „Ich stimme dir zu. Wir könnten den Bereich in Zonen unterteilen. Einen klaren Informationspunkt, an dem Besucher sich über die ZAS-Seite und die Gemeinschaftsprojekte informieren können, und eine gemütliche Wartezone, die einladend und freundlich gestaltet ist.“ Beka nickt. „Das klingt gut. Vielleicht könnten wir auch Getränke- und Snackautomaten aufstellen. Und wir sollten interaktive Touchscreens installieren, wo die Leute die wichtigsten Informationen auf einen Blick sehen können – etwa die aktuellen Projekte, Ansprechpartner und Veranstaltungshinweise.“
Horst lächelt. „Das würde die Leute definitiv ansprechen. Vielleicht könnten wir auch QR-Codes integrieren, die direkt zu bestimmten Bereichen der ZAS-Seite führen. Und wir könnten einen Bereich für Flyergestaltung oder Infomaterial einrichten – etwas, das die Leute mitnehmen können.“ Beka überlegt. „Das gefällt mir. Solange unser Fokus darauf liegt, den Bewohnern die digitalen Medien näher zu bringen. Außerdem sollte der Bereich auch ein bisschen Persönlichkeit ausstrahlen. Vielleicht könnten wir hier und da Geschichten aus Bekatopia zeigen – Erfolgsgeschichten von Projekten oder von den Bewohnern. Das könnte inspirieren.“
Horst macht sich eine Notiz auf seinem Tablet. „Das würde den Raum definitiv lebendig machen. Sollten wir auch einen kleinen Bereich für Kinder einplanen? Etwas, das die Eltern entlastet, während sie sich informieren?“ Beka lächelt. „Das ist eine großartige Idee. Ein kleiner Spielbereich mit Büchern oder einfachen Aktivitäten. Nichts Aufwendiges, aber genug, damit die Kinder beschäftigt sind.“ Die beiden tauschen noch einige weitere Ideen aus, während sie die verschiedenen Möglichkeiten durchgehen. Beka merkt, dass Horst eine gute Mischung aus Funktionalität und Kreativität einbringt – genau das, was sie sich gewünscht hatte.
"Aber der wichtigste Faktor in diesem Raum wirst Du sein." Sie lächelt ihn aufmunternd an. "Du wolltest ja die Schnittstelle zwischen dem digitalen und dem analogen Informationsbereich sein. Und ich denke, dass hier Dein Hauptquartier sein sollte. Wir sollten feste Zeiten haben, an denen Du hier vor Ort bist um individuelle Anfragen der Bewohner bearbeiten zu können. Außerdem könnten wir hier auch Schulungen durchführen um den Einwohnern den Umgang mit den digitalen Medien zu erklären. Beziehe Mila und Leo in die Schulungen mit ein und sag bitte rechtzeitig bescheid, wenn es zuviel wird. Und denk an die Diskussionsrunden, die Du selbst angeregt hast. Hier wäre der perfekte Ort dafür." Horst hörte aufmerksam zu, und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, als Beka ihn als zentralen Faktor des Empfangsbereichs bezeichnet. „Danke, Beka, das bedeutet mir viel. Und ja, ich denke, es ist eine großartige Idee, hier mein Hauptquartier einzurichten. Ich könnte es als festen Anlaufpunkt für Bewohner nutzen, die Fragen zur ZAS-Seite oder zu anderen digitalen Tools haben.“
Er macht sich eifrig Notizen auf seinem Tablet. „Die Idee mit den Schulungen gefällt mir besonders. Viele Menschen sind unsicher im Umgang mit digitalen Medien, und wenn wir hier Workshops oder sogar kleine Schulungen anbieten könnten, wäre das ein echter Mehrwert. Mila und Leo einzubeziehen, ist ein kluger Schachzug – sie bringen ganz unterschiedliche Perspektiven ein.“ Horst zögert kurz, dann fügt er hinzu: „Was die Diskussionsrunden betrifft, sehe ich hier großes Potenzial. Der Empfangsbereich könnte ein Ort werden, an dem wir nicht nur informieren, sondern auch den Dialog fördern. Es wäre toll, wenn wir dazu einen flexiblen Bereich schaffen könnten, der bei Bedarf für solche Veranstaltungen genutzt werden kann.“ Beka nickt zufrieden. „Genau so habe ich mir das vorgestellt. Aber vergiss nicht, dass du auch Pausen brauchst, Horst. Und wenn es zu viel wird, sag mir Bescheid, damit wir Unterstützung organisieren können.“
Horst grinst leicht. „Keine Sorge, ich lasse es dich wissen, bevor ich in Arbeit ertrinke. Aber ich bin wirklich begeistert von den Möglichkeiten, die wir hier schaffen können. Es fühlt sich gut an, an so etwas beteiligt zu sein. Und schließlich hatte ich mich ja beschwert, dass ich mich nach der Pensionierung nicht mehr gebraucht gefühlt habe. Das ist nun glücklicherweise wieder anders.“ Beka lächelt. „Das freut mich zu hören. Ich bin sicher, dass du diesen Raum mit Leben füllen wirst. Lass uns die Ideen konkretisieren und dann schauen, was wir als Erstes umsetzen können.
“Horst, ich brauche einen Rat von Dir in einer anderen Sache." beginnt Beka. "Ich bin auf der Suche nach einem Sprecher für Kinder und Jugendliche. Ich dachte da an einen jungen Menschen, der die Sprache der Jugend spricht und die Wünsche und Träume versteht, aber reif genug ist um die Ideen in geordnete Bahnen zu lenken und uns Alten so präsentiert, dass wir bei der Umsetzung helfen können ... und wollen." Horst nickt nachdenklich und streicht über sein Kinn, offensichtlich über den Vorschlag grübelnd. „Das ist eine hervorragende Idee, Beka,“ sagt er schließlich. „Kinder und Jugendliche brauchen jemanden, der ihre Sprache spricht und ihre Perspektive ernst nimmt. Es würde ihnen das Gefühl geben, wirklich gehört zu werden.“ Er überlegt kurz und fährt dann fort: „Jemanden zu finden, der jung genug ist, um sich mit der Jugend zu identifizieren, aber reif genug, um Verantwortung zu übernehmen – das wird keine leichte Aufgabe. Aber ich denke, es ist machbar. Vielleicht könnten wir nach jemandem suchen, der schon in der Gemeinschaft aktiv ist? Zum Beispiel jemand aus der Gruppe von Tim oder ein Jugendlicher, der sich in anderen Projekten engagiert hat.“ Horst macht eine kleine Geste mit der Hand, als ob er auf eine Idee zeigt. „Wir könnten das Forum nutzen, um eine Art Aufruf zu starten – nicht nach einem ‚Sprecher‘ im offiziellen Sinne, sondern nach jemandem, der bereit ist, die Ideen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu sammeln und zu vertreten. Es sollte jemand sein, der sich diese Rolle zutraut und von den anderen akzeptiert wird.“
Er blickt Beka an, mit einem Funken Interesse in den Augen. „Was denkst Du? Sollen wir das eher offen an die Gemeinschaft richten, oder hast Du schon jemanden im Kopf, der in Frage kommen könnte?“ Beka überlegt kurz. "Tim und seine Gruppe sind erst einmal beschäftigt" lacht sie als sie an das letzte Gespräch mit den Jugendlichen denkt. "Ich habe niemand bestimmtes im Sinn, hatte jedoch die Hoffnung, dass Du als ehemaliger Lehrer noch Kontakte hast. Ein Schülersprecher - vielleicht auch ein ehemaliger - hätte schon Erfahrung darin, Wünsche zu kanalisieren und diplomatisch vorzugehen." Horst lacht leise mit und nickt zustimmend. „Das macht Sinn, Beka. Ein Schülersprecher – oder jemand mit ähnlicher Erfahrung – wäre ideal. Jemand, der schon mal gelernt hat, wie man unterschiedliche Meinungen bündelt und auf eine Weise präsentiert, die Menschen zuhören lässt.“
Er denkt kurz nach und reibt sich das Kinn. „Ich habe tatsächlich noch ein paar Kontakte zu ehemaligen Schülern. Einige von ihnen sind inzwischen erwachsen, aber es gibt auch jüngere, die vielleicht perfekt passen könnten. Es könnte ein paar Tage dauern, die richtigen Personen ausfindig zu machen, aber ich werde mich darum kümmern.“ Horst sieht sie fragend an. „Soll ich nach jemandem suchen, der bereit ist, sich langfristig zu engagieren? Oder denkst Du eher an jemanden, der eine Übergangsrolle einnimmt, bis sich vielleicht jemand aus der aktuellen Jugendgruppe etabliert?“ - "Es wäre sehr hilfreich, wenn Du Dich mal umhören könntest." antwortet sie spontan. "Und wie alles in Bekatopia, wird auch dies nicht in Stein gemeiselt. Daher kann ich nicht sagen ob es eine Übergangsrolle oder ein Job fürs Leben wird. Oder ob sich eine andere Rolle daraus entwickeln wird. Alles ist möglich."
Horst lächelt breit und nickt. „Das ist eine großartige Einstellung, Beka – flexibel, wie alles hier in Bekatopia. Ich werde mich umhören und sehen, ob ich jemanden finde, der zu dieser Rolle passt. Jemand, der offen, diplomatisch und motiviert ist. Sobald ich jemanden im Sinn habe, lasse ich es Dich wissen.“ Er nimmt seine Unterlagen wieder auf, offensichtlich schon über mögliche Namen nachdenkend. „Ich denke, das wird gut funktionieren. Und wer weiß, vielleicht finden wir nicht nur einen Sprecher, sondern einen jungen Menschen, der noch viel mehr zu bieten hat. Danke für Dein Vertrauen, Beka.“
Sein ruhiger Optimismus gibt Beka das Gefühl, dass die Suche in guten Händen ist. "Nicht dafür, Horst. Ich habe zu danken!" Die entspannte Atmosphäre zwischen den beiden lässt Beka zuversichtlich ihren Weg fortsetzen, während Horst sich wieder seinen Aufgaben zuwendet.