Geschichten aus Bekatopia
(Nacherzählung der Geschichten, wie ich sie in der virtuellen Welt erlebt habe)
Gespräch mit dem Reporter
Zuhause angekommen, macht sich Beka einen Pfefferminztee, setzt sich richteen Sessel und fragt Evai: "Evai, ich würde gerne einen Überblick über den aktuellen Stand unseres Projekts erhalten. Besonders interessieren mich folgende Punkte:
- Wirtschaftliche Entwicklung: Trägt sich das Projekt von wirtschaftlicher Seite?
- Optimierungspotenzial: Wo gibt es Bereiche, die verbessert werden könnten?
- Feedback der Teilnehmer: Was finden sie besonders gut? Was möchten sie gerne anders haben?
- Offene Baustellen: Welche Themen oder Probleme müssen noch abgearbeitet werden?"
Schließlich erhält Beka eine klare, präzise Antwort:
Wirtschaftliche Entwicklung: Das Projekt trägt sich aktuell wirtschaftlich. Die Grundversorgung (Nahrung, Wohnung) wird effizient gewährleistet, und es gibt eine positive Bilanz aus produktiven Arbeitsbeiträgen der Teilnehmer. Überschüsse aus Gemeinschaftsprojekten (z. B. Handwerksarbeiten) tragen zur finanziellen Stabilität bei.
Optimierungspotenzial: Jobverteilung - Einige Bereiche haben mehr Nachfrage als verfügbare Aufgaben, während andere unterbesetzt sind.
Die unterbesetzten Aufgaben fallen hauptsächlich in folgende Kategorien:
- Physisch anspruchsvolle Tätigkeiten, wie Reparaturen, Gartenarbeit oder Transportdienste.
- Langfristige Verpflichtungen, bei denen regelmäßige Teilnahme erforderlich ist.
- Aufgaben mit ungünstigen Zeitfenstern, z. B. sehr frühe oder späte Arbeitszeiten.
- Orte: Aufgaben, die außerhalb zentraler Wohn- und Versorgungsbereiche liegen, werden seltener übernommen.
- Auftraggeber: Gemeinnützige Initiativen sind häufiger betroffen, da sie oft keinen direkten Anreiz (z. B. höhere Credits) bieten.
Feedback der Teilnehmer:
Besonders gut:
- Die Sicherheit, dass Grundbedürfnisse gedeckt sind.
- Die Möglichkeit, an kreativen und sinnvollen Projekten teilzunehmen.
- offener Zugang zu Bildung und neuen Fähigkeiten.
Verbesserungswünsche:
- Mehr Freizeitangebote und soziale Aktivitäten.
- Bessere Transparenz bei der Entscheidungsfindung.
Offene Baustellen:
- Es gibt Unklarheit über die Integration neuer Teilnehmer, die das Projekt später betreten.
- Einige Infrastrukturprojekte (z. B. Energieeffizienz in Gemeinschaftsgebäuden) sind noch nicht vollständig umgesetzt.
Beka denkt kurz nach und entscheidet sich, regelmäßig Mitteilungen auf der ZAS-Seite zu veröffentlichen, in denen sie Entscheidungen bekannt gibt und begründet, für die sie keine Umfrage durchgeführt hat. Sie versucht zu erklären, dass es nicht sinnvoll ist, für jede kleine Entscheidung erst alle Bewohner zu befragen, Ihr jedoch Transparenz über ihre Entscheidungsfindung wichtig sei. Außerdem beginnt sie darüber nachzudenken, auf welche Art die Bewohner gezielt Projekte unterstützen oder ablehnen können.
Sie widmet sich dem Forum der Zentralen Anlaufstelle (ZAS), um die neuesten Beiträge und Diskussionen zu überfliegen. Auf unbeeantwortete Meldungen reagiert sie umgehend.
Neue Beiträge:
- Kategorie: Ideen/Verbesserungsvorschläge
- Kategorie: Kummerkasten
- Kategorie: Lob und Anerkennung
Ein Mitglied schlägt vor, eine öffentliche Büchertauschstation einzurichten, ähnlich wie kleine Bücherschränke in Parks oder Wohnvierteln. Die Idee könnte mit dem Gemeinschaftsgarten oder Freizeitprojekten verknüpft werden.
Ein Beitrag thematisiert, dass einige Gemeinschaftsbereiche, wie ein Treffpunkt im Stadtzentrum, zunehmend verschmutzt seien, da die Reinigungskräfte unterbesetzt seien.
Ein weiteres Anliegen betrifft die öffentliche Beleuchtung, die an bestimmten Orten nicht ausreichend sei, was in den Abendstunden zu Unsicherheiten führe.
Ein Mitglied lobt die Einführung der geteilten Mülleimer und freute sich, dass Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus rücke.
Beka entscheidet sich, auf die Beiträge wie folgt zu reagieren:
- Antwort zur Büchertauschstation:
"Hallo [Name des Mitglieds],
ich begrüße deinen Vorschlag und danke dir dafür! Ich finde die Idee wirklich großartig und unterstützenswert. Allerdings sehe
ich bei einer Umsetzung im Freien das Problem, dass die Bücher bei schlechtem Wetter Schaden nehmen könnten. Alternativ könnten wir versuchen, die
öffentliche Bibliothek in das Projekt einzubinden. Auch Cafés, Geschäfte oder Institutionen mit Wartebereichen – wie Friseure, Arztpraxen oder
Ladestationen für E-Autos – könnten interessante Kooperationspartner sein. So hätten wir geschützte Plätze, die von vielen Menschen genutzt werden.
Was hältst du davon? 😊
Viele Grüße,
Beka"
- Antwort zu den verschmutzten Gemeinschaftsbereichen:
"Hallo zusammen,
Vielen Dank für den Hinweis. Ich verstehe, dass das ein Ärgernis ist, und möchte euch versichern, dass wir an einer Lösung arbeiten. Die bereits geplanten zusätzlichen Mülltonnen sind ein erster Schritt, um die Situation zu verbessern. Es stimmt jedoch, dass die Reinigungsdienste aktuell unterbesetzt sind – ein Problem, an dem wir ebenfalls arbeiten.
Gleichzeitig möchte ich an die Gemeinschaft appellieren: Der öffentliche Raum ist auch euer Raum. Das sogenannte Broken-Window-Phänomen zeigt, dass Verschmutzung oft weiter zunimmt, wenn sie erst einmal beginnt. Die beste Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist, gemeinsam darauf zu achten, dass es gar nicht so weit kommt. Habt ihr weitere Ideen, wie wir die Gemeinschaft motivieren können, unsere Räume sauber zu halten?
Grüße,
Beka"
- Antwort zur öffentlichen Beleuchtung:
"Hallo zusammen,
Danke, dass du darauf aufmerksam gemacht hast. Ich verstehe, dass dies insbesondere in den Abendstunden ein Gefühl der Unsicherheit verursachen kann. Mein Vorschlag wäre ein intelligentes Beleuchtungssystem, das mit Bewegungsmeldern arbeitet und nur dort Energie verbraucht, wo sie gerade benötigt wird. Das wäre sowohl nachhaltig als auch praktisch.
Die Umsetzung dieses Systems wird allerdings Zeit erfordern, da wir zunächst eine sorgfältige Planung und die nötigen Ressourcen (Material, Arbeitskraft) organisieren müssen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, sobald es hier Fortschritte gibt. Vielen Dank für eure Geduld und euren Einsatz!
Viele Grüße,
Beka"
Mit diesen Antworten regt Beka den Dialog in der Gemeinschaft an und zeigt, dass sie die Anliegen ernst nimmt. Nachdem sie noch ihre E-Mails bearbeitet hat, bittet sie Evai, morgen früh um 6:30 Uhr geweckt zu werden. Sie geht ins Bett und während sie darüber nachdenkt, was morgen alles ansteht, schläft sie ein.
Ein neuer Tag beginnt in Bekatopia. Die Sonne wirft ihre ersten Strahlen auf die Stadt, und das sanfte Licht durchflutet Bekas Zimmer. Nach einem kurzen Moment der Besinnung steht sie auf, um sich auf den bevorstehenden Tag vorzubereiten. Nach einer schnellen Morgenroutine entscheidet sie sich, in das nahegelegene Café zu gehen, um dort ein Treffen mit Tobias, einem Reporter, wahrzunehmen.
Auf dem Weg dorthin fällt ihr Blick auf die geschäftige Straße. Die Bewohner Bekatopias gehen ihrem Tagwerk nach und in der Ferne erklingen die ersten Rufe der Markthändler. Mit einem zufriedenen Lächeln betritt Beka das gemütliche Café, bestellt einen Kaffee und sucht sich einen Platz nahe am Fenster.
Die Atmosphäre im Café ist angenehm: gedämpftes Licht, ein leises Murmeln von Gesprächen im Hintergrund und das Klirren von Tassen und Löffeln. Der Duft frisch gebrühten Kaffees liegt in der Luft, als Beka den ersten Schluck genießt. Da betritt Tobias das Café. Er ist Mitte 30, trägt eine Ledertasche und einen Block in der Hand. Als er Beka entdeckt, lächelt er freundlich und kommt auf sie zu.
„Guten Morgen, Sie müssen Frau Beka sein?“ fragt er, während er ihr die Hand reicht. Beka lächelt zurück. „Guten Morgen, Tobias. Schön, Sie kennenzulernen. Aber meinetwegen können wir auf das „Frau“ verzichten. Ich bin einfach nur Beka.“
„Sehr gerne, Beka,“ erwidert Tobias und setzt sich ihr gegenüber. Er legt seinen Block und Stift auf den Tisch. „Ich freue mich, mehr über Bekatopia zu erfahren. Vielleicht könnten Sie mir kurz erzählen, was Sie mit der ZAS erreichen möchten?“ Beka nippt an ihrem Kaffee und beginnt zu erklären: „Die ZAS soll der Gemeinschaft sowohl die Möglichkeit geben, ihre eigenen Ideen vorzubringen, als auch einen Überblick verschaffen, was in Bekatopia geboten wird. Außerdem können sie erfahren, was geplant ist oder warum manche Ideen nicht oder noch nicht umgesetzt wurden.“
Tobias nickt zustimmend und macht sich ein paar Notizen. „Das klingt nach einer Plattform, die Transparenz und Beteiligung wirklich fördert. Besonders in einem Projekt wie Bekatopia dürfte das eine wichtige Rolle spielen. Wie genau läuft das bisher? Gibt es schon konkrete Ergebnisse oder Rückmeldungen aus der Gemeinschaft, die Sie als besonders wertvoll empfinden?“ - „Oh ja, die gibt es durchaus. Obwohl wir erst ein paar Tage online sind und es noch keine offiziellen Hinweise auf das Forum gibt, hat es sich schnell herumgesprochen und es gibt schon interessante Ideen und Hinweise. Wenn Sie wollen, können wir gerne gemeinsam einen Blick darauf werfen.“
Beka holt ihren Laptop aus der Tasche und startet ihn. Topias nickt begeistert. „Das wäre großartig! Ich denke, das gibt mir einen noch besseren Eindruck davon, wie die Plattform funktioniert und welche Dynamiken bereits entstanden sind.“ Während der Laptop hochfährt, bestellt Tobias auch einen Kaffee. „Ich stelle mir vor, dass so ein Forum nicht nur für Ideen, sondern auch für Kritik genutzt wird. Wie gehen Sie damit um? Gerade wenn Vorschläge oder Beschwerden sehr unterschiedlich ausfallen?“ Beka schiebt den Laptop zu ihm, dass beide den Bildschirm sehen können. „Können Sie es gut sehen?“ fragt sie, bevor sie auf die Rubrik mit den Verbesserungsvorschlägen klickt. „Kritik ist nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. Deshalb haben wir unterschieden zwischen Kritik und Verbesserungsvorschlägen. Jeder darf unter Kritik sagen, was ihm nicht gefällt, auch wenn er keine Lösung für 'sein' Problem hat. Wir werden dann entweder eine Lösung finden oder erklären, warum es genau so und nicht anders ist. Unter Verbesserungsvorschlägen kann man seine Idee oder Lösung präsentieren. Seien wir ehrlich, auch dies ist eine Art von Kritik. Letztendlich ist es eine Beschwerde, dass noch niemand diese Idee umgesetzt hat.“ Sie lächelt schelmisch. „Ich mag Kritiker. Sie sind ehrenamtliche Berater, die dabei helfen, Bekatopia besser zu machen.“
Tobias lacht leise, sichtlich beeindruckt von ihrer Einstellung. „Das ist ein erfrischender Blickwinkel, Beka. Viele würden Kritiker eher als Hindernis sehen, aber Sie machen sie zu einem Teil des Entwicklungsprozesses. Das zeigt, dass Sie wirklich Wert auf Transparenz und Gemeinschaft legen.“ Er lehnt sich vor, um die Beiträge in der Rubrik „Verbesserungsvorschläge“ genauer zu betrachten. „Haben Sie ein Beispiel für eine dieser Kritiken oder Vorschläge, die Sie besonders interessant fanden?“ - „Die Kritik betrifft derzeit hauptsächlich die Abfallentsorgung. Da müssen wir noch deutliche Verbesserungen erreichen.“ Beka zeigt ihm den entsprechenden Thread und überlässt ihm die Maus. „Angefangen hat es hier mit diesem Hinweis, dass zu wenig Abfalleimer an öffentlichen Plätzen stehen. Ich habe dann veranlasst, dass geteilte Mülleimer an den Brennpunkten aufgestellt werden.“
Sie wartet geduldig und beobachtet, welchen Beitrag er gerade liest, bereit, ihm eine kurze Zusammenfassung zu geben oder ihm zu ermöglichen, die Beiträge selbst in Gänze zu lesen.
Tobias liest interessiert den ersten Beitrag und scrollt langsam durch die Antworten. "Ah, ich sehe – das Problem wurde nicht nur erkannt, sondern es gibt auch schon konkrete Maßnahmen, um es zu lösen. Die geteilten Mülleimer mit den Piktogrammen sind eine gute Idee." Er hält kurz inne und liest einen Beitrag über die falsche Nutzung der neuen Mülleimer. "Hier gibt es aber anscheinend noch Herausforderungen, oder? Wie planen Sie, das anzugehen?" Beka versucht optimistisch zu klingen, während sie auf die Frage antwortet. "Wie ich bereits im Forum geschrieben habe, werden wir prüfen lassen, warum es zu dieser falschen Nutzung kommt. Ich dachte eigentlich, dass die Farben und Piktogramme selbsterklärend seien. Aber manchmal ist etwas nur für jene klar, die bereits wissen, wie es funktioniert. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass manche Menschen aus Gedankenlosigkeit falsch entsorgen. Deshalb möchte ich das zuerst genauer untersuchen lassen. Vielleicht erkennen einige durch das Lesen des Beitrags ihren Fehler und passen ihr Verhalten an. Oft reicht schon das Bewusstsein, dass es der Gemeinschaft wichtig ist, um das Verhalten zu ändern."
Tobias nickt nachdenklich, während er sich Notizen macht. "Das klingt sehr durchdacht, Beka. Sie scheinen wirklich darauf zu achten, die Ursache eines Problems zu verstehen, anstatt nur die Symptome zu bekämpfen. Das ist bei solchen Gemeinschaftsprojekten sicherlich entscheidend." Er scrollt weiter durch den Thread und bleibt bei einer Antwort stehen, in der das "Broken-Window-Phänomen" erwähnt wird. "Das hier ist interessant," sagt er und schaut Beka an. "Dass sich Verschmutzung oft schneller ausbreitet, wenn es erstmal „egal“ wirkt. Planen Sie, noch mehr Bewusstsein dafür zu schaffen?"
Beka antwortet zuversichtlich: "Nur wenn die Menschen bewusster mit sich, ihren Wünschen und Bedürfnissen, ihren Mitmenschen und der Umwelt umgehen, werden Projekte wie Bekatopia erfolgreich sein. Und nur dann können mehr Menschen davon profitieren. Ich will jetzt nicht die üblichen Phrasen von „Umdenken, um den Klimawandel abzuwenden“ dreschen. Es geht um viel mehr, auch wenn das eines unserer dringendsten Probleme zur Zeit ist. Doch wenn man sich tiefgehender mit diesen und ähnlichen Themen beschäftigt, wird man zu dem Ergebnis kommen, dass sie „nur“ Symptome sind. Das eigentliche Problem ist die unersättliche Gier nach Besser, Schneller und Mehr. Deshalb setze ich in Bekatopia nicht auf Regulierung, sondern auf Verstehen."
Tobias lehnt sich zurück und sieht Beka mit einem nachdenklichen Lächeln an. "Das ist ein starker Ansatz, Beka. Verstehen statt Regulieren – das klingt so simpel, aber in der Praxis ist das wahrscheinlich eine der schwierigsten Aufgaben." Er macht eine weitere Notiz in seinen Block, bevor er weiterspricht. "Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es in Bekatopia darum, den Menschen eine Plattform zu geben, auf der sie ihre eigene Verantwortung erkennen und übernehmen können. Keine Vorschriften, sondern Einsicht, warum bestimmte Verhaltensweisen wichtig sind." Er deutet auf den Laptop. "Haben Sie Beispiele, wo das schon funktioniert hat? Vielleicht etwas, das zeigt, dass die Community beginnt, diesen Ansatz zu verstehen?"
Beka denkt kurz nach und erwidert dann: "Als ich mit der Idee von Bekatopia Mitstreiter und Sponsoren gesucht habe, wurde ich entweder mitleidig belächelt oder schlicht für verrückt erklärt. Aber letztendlich fanden sich nicht nur Sponsoren, sondern auch knapp 1.000 weitere Verrückte, die sich auf das Experiment eingelassen haben. Das war für mich das erste Zeichen, dass ein Umdenken stattfindet. Und jeder Tag, den ich hier verbringe, zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Resonanz aus der Community ist überwältigend. Es wäre unfair, jetzt ein oder zwei Beispiele herauszupicken. Klicken Sie sich durch das ZAS-Forum, das Nachhaltigkeitsforum oder sprechen Sie mit den Leuten auf der Straße. Erkennen Sie das Potenzial von Menschen, die etwas verändern wollen, sei es im Kleinen oder im Großen. Manchmal brauchen sie nur jemanden, der ihnen sagt: „Gute Idee – mach das!“ oder „Das fände ich auch gut! Wie kann ich dir dabei helfen?“ Und schon werden aus Kritikern Macher."
Tobias lauscht aufmerksam, und Beka sieht, wie ihr Enthusiasmus bei ihm Anklang findet. Er notiert eifrig weiter und lächelt, als sie geendet hat. "Das ist inspirierend, Beka. Sie haben recht – es ist leicht, Ideen zu kritisieren, aber wenn Menschen wissen, dass ihre Ideen geschätzt werden und sie Unterstützung bekommen, verwandeln sich Bedenken oft in Engagement. Und das scheint in Bekatopia wirklich zu funktionieren." Er blickt erneut auf den Laptop. "Ich werde mir definitiv noch mehr Beiträge in den Foren ansehen, um zu verstehen, wie lebendig die Diskussionen hier sind." Dann lehnt er sich wieder zurück und sieht Beka an. "Eine letzte Frage: Was hoffen Sie, dass Bekatopia in einem Jahr oder vielleicht in fünf Jahren erreicht hat? Wo soll dieses Projekt hinführen?" Er ist sichtlich gespannt auf Bekas Vision für die Zukunft.
Beka spürt ein Gefühl der Überwältigung in sich aufsteigen, als ihr wieder einmal klar wird, wo dieses Projekt hinführen könnte. "In einem Jahr hoffe ich, dass wir bewiesen haben, dass eine Gesellschaft größtenteils autark, aber vor allem glücklich und zufrieden sein kann, indem sie sich von dem reinen Profitdenken verabschiedet hat. Unsere Hauptwährung werden nicht Credits, Dollar oder Euro sein. Wir bezahlen mit Dankbarkeit und Mitgefühl. Wo dieses Projekt hinführen soll?" Sie atmet tief ein, um dann mit fester Stimme zu sagen: "In eine bessere Welt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger." Dann zwinkert sie Tobias zu und lächelt.
Tobias wirkt sichtlich beeindruckt von ihren Worten. Er hält kurz inne, bevor er seinen Block beiseitelegt und sie direkt ansieht. „Beka, ich habe schon viele Projekte gesehen und mit vielen Idealisten gesprochen, aber Ihre Vision ist etwas Besonderes. Sie wirken nicht nur überzeugt, sondern auch bereit, die Arbeit und das Risiko auf sich zu nehmen, um diese bessere Welt Realität werden zu lassen. Das ist inspirierend.“ Er lächelt zurück, erwidert ihr Zwinkern und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Ich denke, ich habe genug, um einen starken Artikel über Bekatopia und die ZAS zu schreiben. Aber ich würde gerne mit Ihrer Erlaubnis noch einige Bewohner direkt interviewen, um die Perspektive aus der Gemeinschaft selbst zu hören. Glauben Sie, dass ich da offene Türen einrennen werde?“ Sein Ton ist freundlich und voller Neugier – es ist klar, dass er sich aufrichtig für die Menschen und ihre Geschichten interessiert.
Beka sieht ihn verwundert an. "Meine Erlaubnis? Wer bin ich, dass ich erlauben oder verbieten könnte, mit wem Sie sprechen?" Amüsiert über diesen Gedanken schüttelt sie leicht den Kopf. "Wenn Sie möchten, lade ich Sie zu dem Treffen mit den Verantwortlichen des Parks und einigen Helfern ein. Wir werden weiter über den Gemeinschaftsgarten in einem Bereich des Parks sprechen. Aber Ihnen sollte klar sein, dass dies eine kleine Gruppe von motivierten und begeisterten Gemeindemitgliedern ist. Dies ergibt also eine sehr einseitige Perspektive. Wenn Sie also auch kritische Stimmen einfangen möchten, müssten wir eine andere Lösung finden. Eines möchte ich jedoch noch betonen, Tobias. Mein persönliches Risiko ist gering. Ich habe mich für dieses Jahr von meiner Arbeit beurlauben lassen. Mein Arbeitgeber hat mir glücklicherweise diese 'Auszeit' ermöglicht, wenn natürlich auch unentgeltlich. Und die 15.000 €, die ich investiert habe, entsprechen in etwa den Kosten, die ich in dieser Zeit für eine Wohnung und Ernährung bezahlt hätte. Das Risiko liegt also bei den Investoren, die Geld und Ressourcen in dieses Projekt investiert haben, ohne einen Profit zu erwarten, den man in einer Währung beziffern könnte. Der einzige Gewinn, den ich zusagen konnte, ist der Erkenntnisgewinn. Und es gibt sehr viele, interessante Projekte wie Bekatopia. Wenn auch die meisten davon auf kleinere Gemeinschaften aufbauen. Nichtsdestotrotz haben mich viele davon inspiriert und sie liefern ebenfalls wichtige Erkenntnisse."
Tobias schmunzelt leicht, als Beka von ihrer geringen Risikoposition spricht, und macht sich erneut Notizen. „Sie haben recht, Beka, Ihre Perspektive ist besonders wertvoll, weil sie zeigt, wie stark Sie an die Idee glauben – ohne die Absicht, daraus finanziellen Gewinn zu schlagen. Und ich finde es beeindruckend, wie klar Sie dabei die Rolle der Investoren und deren Vertrauen in das Projekt anerkennen.“ Er lehnt sich etwas vor, sein Blick wach und aufmerksam. „Das Treffen mit den Helfern und Verantwortlichen im Park klingt nach einem wunderbaren Ausgangspunkt, um motivierte Stimmen einzufangen. Aber Sie haben recht: Für ein ausgewogenes Bild möchte ich auch kritische Stimmen hören. Vielleicht könnten Sie mir Tipps geben, wo ich Menschen finden kann, die das Projekt skeptisch betrachten oder bisher nicht daran teilnehmen?“
Beka wägt in Gedanken eine Idee ab, die ihr durch den Kopf geht. "Ich habe noch Kontaktdaten von potenziellen Sponsoren und Teilnehmern, die nicht an Bekatopia glauben und mir deshalb eine Abfuhr erteilt haben. Ich könnte sie kontaktieren und sie fragen, ob sie bereit wären, mit Ihnen zu sprechen. Außerdem könnten Sie im Forum oder in Ihrer Zeitung einen Aufruf starten, dass sich die skeptischen oder kritischen Menschen bei Ihnen melden. Eine bedingt repräsentative Umfrage wäre meiner Meinung nach jedoch nur auf der Straße möglich. Denn auch wenn wir eine Versammlung aller einberufen, werden da hauptsächlich jene erscheinen, die etwas ändern möchten. Und die, wie ich sie nenne, Dauernörgler werden fernbleiben. So sie überhaupt den Weg nach Bekatopia gefunden haben."
Tobias lächelt, offensichtlich angetan von Bekas pragmatischem Ansatz. „Das klingt nach einem hervorragenden Plan. Ich werde die verschiedenen Ansätze kombinieren und sehen, welche Rückmeldungen ich erhalte. Vielen Dank für Ihre Offenheit und Unterstützung, Beka.“ Er steht auf und streckt ihr die Hand entgegen. „Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen. Ich freue mich darauf, bald wieder von Ihnen zu hören.“ Beka erhebt sich ebenfalls und ergreift seine Hand. „Ich danke Ihnen, Tobias. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, und ich bin gespannt, was Sie herausfinden. Die Kontaktdaten sende ich Ihnen zu, sobald ich das Einverständnis habe bzw. ich werde sie bitten, direkt mit Ihnen in Kontakt zu treten. Wir hören und lesen voneinander!“ Tobias bedankt sich lächelnd und verabschiedet sich. Als er das Café verlässt, bleibt ein gutes Gefühl zurück – das Gespräch war nicht nur produktiv, sondern hat auch eine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geschaffen.